Kinderkram? Musical? Rockkonzert?

Peter Maffay beginnt am 17. November 2003 seine Tabaluga-Tournee in Berlin

(Westfälische Nachrichten, Kulturelles Leben, 20. Oktober 2003)

Tabaluga ist wieder dort angekommen, wo er herkommt und hingehört: In den Armen von Peter Maffay. Der kleine grüne Drache, den Maffay mit Mitstreitern erfunden und dem er auf inzwischen vier Alben Leben eingehaucht hatte, hat längst ein Eigenleben jenseits des Maffay-Kosmos entwickelt, läuft als erfolgreiche Fernsehserie und floppte als Musical in Oberhausen. Jetzt ist Peter Maffay mit einer neuen Tabaluga-Geschichte auf Tournee. Am Freitagabend feierte er mit 6000 Fans im Berliner Tempodrom Premiere.

„Tabaluga und das verschenkte Glück“ heißt das vierte Album um den Drachen. Es erschien vor einem Jahr und ist nun für die Bühnenfassung aufgemotzt. Tabaluga feiert Geburtstag, bekommt Geschenke. Nach und nach verschenkt er sie weiter. Denn er trifft interessante Figuren: Den Pechvogel, bei der Premiere gespielt und gesungen von Udo Lindenberg, und eine Silberfüchsin (Sissi Perlinger). Er begegnet einem Kuckuck (Rolf Stahlhofen), der schwarzen Spinne (Anita Davis), der Bienenkönigin (Nadeen Holloway). Und er fürchtet den fiesen Schneemann Arktos, dessen Figur Darsteller Heinz Hoenig geradezu leidenschaftlich auslebt. Am Ende helfen all die Beschenkten dem jungen Drachen aus der Patsche, und er lernt die Quintessenz fürs Leben: Das verschenkte Glück kommt tausendfach zurück.

Kinderkram? Musical? Rockkonzert? Peter Maffay und seine ausgezeichneten Musiker bewegen sich im Mittelfeld dieses Dreiecks. Die Band steht wie bei einem richtigen Konzert hinten auf der Bühne und schiebt bei so manchem Lied ein Gitarrenbrett durch den Saal, dass es eine wahre Freude ist. Auf vier weiteren Bühnen, in der Halle verteilt, spielt die Geschichte. Mit deutlich mehr Dialogen als bei der ersten Tabaluga-Tournee vor neun Jahren bekommt die Geschichte mehr Bedeutung. Bindeglied zwischen all den Szenen ist wieder der Magier, dargestellt von Rufus Beck. Er wettet mit Bösewicht Arktos, gewinnt knapp, und am Ende herrscht kindgerechte Glückseligkeit, die sich in einem musikalischen Finale ausdrückt, das wohl nur die Maffay-Band so herrlich zuspitzen kann.

Die Auswahl der Lieder orientiert sich am jüngsten Tabaluga-Album. Zwei neue Titel sind im Programm, außerdem in Form eines Medleys ein Rückblick auf die vorangegangenen Tabaluga-Alben. Dass „Nessaja“ („Ich wollte nie erwachsen sein“) die Zugabe zum krönenden Abschluss ist, darf anders nicht sein.

Peter Maffay selbst ist zwar beinahe ständig auf der Bühne, hält sich jedoch bescheiden zurück. Er singt etwa die Hälfte der Songs. Doch immer dann, wenn er die Stimme erhebt oder auch nur einen Schritt hinaus zwischen die Zuschauer macht, brandet der Applaus der Fans auf.

Gut 50 Mal zeigen Maffay & Co. die Geschichte bis Mitte Dezember – immer freitags bis sonntags je zwei Mal. Zu den Stationen gehören Köln (24. bis 26. Oktober), Bremen (21. bis 23. November), Dortmund (12. bis 14. Dezember). Gunnar A. Pier

www.tabaluga.com